Heimatverein Suderwick und Bürgerinitiative Dinxperwick erhalten den erstmals vergebenen „Heimatpreis des Landes Nordrhein-Westfalen“
Frau Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen überreichte am Donnerstag, 6. August 2020 bei strahlendem Hochsommerwetter den erstmalig vergebenen „Heimatpreis des Landes Nordrhein-Westfalen“ an den Heimatverein Suderwick, vertreten durch Johannes Hoven (D) und Freek Diersen (NL), und an die Bürgerinitiative Dinxperwick, vertreten durch Werner Brand. Neben der großen Anerkennung gab es auch ein Preisgeld in Höhe von € 12.500, das die beiden Vereine für weitere Vorhaben an der Grenze verwenden wollen. Ausgezeichnet wurden die beiden Vereine für das gemeinsame Projekt: „HEIMAT & ZUKUNFT gestalten an der Grenze: nebeneinander und gemeinsam, denn HEIMAT KENNT KEINE GRENZEN“.
Die Ministerin kam zur Preisverleihung nach Suderwick und nahm sich hierfür zwei Stunden Zeit. Die Festveranstaltung mit vielen Ehrengästen wurde von den Preisträgern auf der Grünfläche seitlich der Kirche St. Michael (D) und auf dem Heelweg (NL) organisiert. Sie fand somit auf deutschem und auf niederländischem Boden statt. Auch hierdurch wurde deutlich, dass man in „Dinxperwick“ keine Grenzen kennt. Im Rahmen eines Spaziergangs entlang der Grenze enthüllte die Ministerin auch eine aus ihrem Ministerium geförderte Informationstafel des Heimatvereins über die Suderwicker Zollstellen.
Wer wissen möchte, was alles in dem Projekt steckt, dem empfehlen wir einen Blick auf unsere Webseite unter www.heimatvereinsuderwick.de/heimat-preis-2019 , wo Sie auch unsere Bewerbung für den Heimatpreis und vor allem die Dokumentation hierzu finden.
Ehrengäste
Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung zu dieser besonderen grenzüberschreitenden Feier gefolgt, u.a. Dr. Kai Zwicker (Landrat des Kreises Borken), Peter Nebelo (Bürgermeister der Stadt Bocholt), Anton Stapelkamp (Bürgermeister der Gemeente Aalten), Thomas Waschki (Erster Stadtrat der Stadt Bocholt), Babine Scholten (van de Provincie Gelderland, gebiedsopgave Achterhoek), Christoph Almering (EUREGIO Geschäftsführer) und Dr. Silke Eilers (Geschäftsführerin Westfälischer Heimatbund).
Festreden
Landrat Dr. Kai Zwicker betonte in seiner Rede: „Die Grenze zwischen den Niederlanden ist besonders hier an dieser Stelle eine gelebte Grenze. Hüben wie drüben haben sie hier eine gemeinsame Heimat. Ich freue mich persönlich über die Auszeichnung.“ Er schloss ab mit den Worten: „Sie haben eine grenzüberschreitende gemeinsame Heimat“.
Bürgermeister Peter Nebelo wies darauf hin, was hier an der Grenze gemeinsam auf die Beine gestellt werde – das erfülle ihn mit Stolz: „Für mich ist das nicht neu, aber immer wieder erstaunlich, mit wieviel Akribie und Herzblut die Menschen hier Heimat gestalten“.
Auch Bürgermeister Anton Stapelkamp zeigte sich stolz auf die Bürger in Dinxperlo und Suderwick, die hier eine inklusive Heimat geschaffen haben. Er zeigte sich auch von dem deutschen Begriff Heimat begeistert: „Heimat ist etwas gemütliches, wo man zu Hause ist, wo man gemeinsam ist.“
Bevor die Ministerin das Wort ergriff, wurde den Gästen der von dem Filmemacher Franklin Berger eigens für die Preisverleihung, die ursprüngliche im März in Wuppertal hätte stattfinden sollen, gedrehten Videofilm über Dinxperwick präsentiert. Außerdem waren schon zu Beginn des Programms ein Video-Film von Melanie Steffens und eine Slideshow von Verena Winter zu sehen.
Laudatio der Ministerin Ina Scharrenbach
In ihrer Laudatio sagte die Ministerin: „Sie haben hier europäischen Boden gestaltet. Sie machen hier so viel, da kann ich gar nicht alles aufzählen. Der Tag heute wird morgen schon Vergangenheit sein. Vielleicht schreibt es jemand auf, dann wird es vielleicht Geschichte. Doch sie haben Geschichte geprägt.“
Ministerin Scharrenbach ging in ihrer Rede auch auf die Entscheidung der Jury ein, die aus 180 Vorschlägen das Projekt der Bürgerinitiative und des Heimatvereins ausgewählt hatte: „Die Jury des Landes-Heimatpreises Nordrhein-Westfalen sieht im grenzüberschreitenden Engagement des Heimatvereins Suderwick und der bi-nationalen Bürgerinitiative Dinxperwick ein herausragendes Beispiel für Völkerverständigung unter dem Dach der gemeinsamen Heimat“. Die Ministerin wies auch auf die diesjährige, anlässlich des Kriegsendes 1945 ins Leben gerufene Aktion 75 Jahre Freiheit und Frieden hin, „die ebenso eindrucksvoll zeigt: aus Feinden wurden Freunde. Grenze ist keine Grenze mehr – sie ist lebendige Heimat.“
Preisträger & Freiwillige
Die Preisträger zeigten sich stolz und gerührt zugleich. Sie wiesen auch darauf hin, dass ohne die vielen Freiwilligen, die sich für die Ideen und Umsetzungen der grenzüberschreitenden Projekte einsetzen, es keinen Heimatpreis gegeben hätte. Ohne die hiesigen Menschen und deren Liebe für das Doppeldorf Dinxperwick wäre ein solcher Erfolg unerreichbar geblieben. Dazu gehört auch die gute Zusammenarbeit mit den Dinxperloer Vereinen Bewaar´t Olde Dinxperlo, Dinxpers Belang und dem Grenslandmuseum. Für diese Heimatpreis-Feier hatten erneut viele freiwillige Helfer von beiden Seiten der Grenze mit angepackt.
Musik & in Backhäusern gebackenes Brot
Zur Feier des Tages sorgte die Musikgruppe „De Spöllluu“ mit ihren Trecksack-Instrumenten für fröhliche Stimmung. Die Bäckerei Gildhuis freute sich, mitwirken und mithelfen zu können – genauso wie die Backgruppen von beiden Seiten der Grenze, die für leckere, frisch in ihren Backhäusern gebackene Brote sorgten. Nicht zu vergessen: Es gab auch die Schmuggler-Plätzchen von Bärbel Schüürmann! Lex Schellevis und seine Technik-Crew sorgten für einen guten Ton und ein gutes Bild auf den auf dem Gelände verteilten Großbildschirmen. Verena Winter machte wieder mal eine sehr gute lockere Moderation. Joop van Reeken sorgte im Auftrag der beiden Vereine für die fotografische Dokumentation. Melanie Steffens war unterwegs, um auch dieses Ereignis in einem Videofilm festzuhalten. Das Ergebnis wird schon bald auch auf dieser Webseite zu sehen sein.
Grenz-Spaziergang & Enthüllung der Infotafel „Zollstellen in Suderwick“
Nach der Preisverleihung spazierte die Ministerin in einem kleinen Kreis der Ehrengäste entlang der Grenze und erfuhr hierbei auch etwas über die schlechten Zeiten des Heelweg, in denen im Laufe der Geschichte dreimal streng bewachte unüberwindbare Grenzzäune die deutschen und die niederländischen Nachbarn voneinander brutal trennte. Sie enthüllte dabei eine von ihrem Ministerium geförderte Informationstafel über die Geschichte der „Zollstellen in Suderwick“. Aus Mitteln des „Heimatscheck“ wurde neben dieser Tafel auch eine Informationstafel über das „Leben auf dem Lande in früheren Zeiten“ finanziert, die demnächst neben dem Backhaus an dem Weg „Lange Fohre“ stehen wird. Auf dem Weg zurück besuchte die Ministerin „Die Taverne“, der grenzüberschreitenden Begegnungsstätte über der Landesgrenze zwischen den miteinander kooperierenden Senioreneinrichtungen Bültenhaus (D) und Careaz Dr. Jenny (NL). Dort konnte sie sich die Fotoserie „Der Heelweg in guten und schlechten Zeiten“ ansehen und selbst einen Blick auf den Heelweg/Hellweg aus der gleichen Perspektive der Fotografien aus verschiedensten Zeitperioden werfen. Der Spaziergang führte natürlich auch entlang der „Leko-Tafeln“, der gelben Grenzkreuze und durch den Park des Wohnsorgezentrums Careaz.
Mit einem Bein in den Niederlanden, mit dem anderen in Deutschland
Schon die Ankunft der Ministerin war etwas Besonderes. Die „Staatskarosse“ hielt auf dem Heelweg, also in den Niederlanden. Sie wollte schon schnurrstracks zum Festgelände, als ihr von Johannes Hoven, Werner Brand und Freek Diersen erklärt wurde, dass sie jetzt die Grenze überschreiten müsste. Etwas andächtig schaute sie dabei auf die Markierung der Grenze mit gelben Kreuzchen. Als sie dann erfuhr, dass sie und einige andere Gäste bei der Verleihung in Suderwick (D) sitzen würden und alle anderen in Dinxperlo (NL), war sie sichtlich erstaunt. Vollends erstaunt war sie auf ihrem späteren Spaziergang entlang der Grenze, bei dem sie immer wieder nachfragte, ob sie sich denn auf niederländischem oder deutschem Gebiet befinden würde. Der Höhepunkt ihres Erstaunens fand aber am Ende des Spaziergangs statt. Freek Diersen hat sie dazu bewogen, ihre Füße auf zwei gelb markierte Fußabdrücke zu setzen. Dabei erfuhr sie, dass an dieser Stelle 1984 Beatrix, die damalige Königin der Niederlande, im Rahmen ihres Besuches in Dinxperlo einen Fuß auf deutsches Staatsgebiet gesetzt hatte. Den anderen zog sie damals nicht hinterher, da laut Protokoll ein „Staatsbesuch“ nicht vorgesehen war.
„Dinxperwicker Koffietafel“
Nicht nur die in die Bewerbung um den Heimatpreis eingeflossenen Projekte waren grenzüberschreitender Art. Auch nach der Preisverleihung wurde deutlich, wie gut sich die Suderwicker und Dinxperloer verstehen. Anstatt eines Imbisses herkömmlicher Art gab es eine „Dinxperwicker Koffietafel“. Ihr besonderes Merkmal: Die Backgruppe des Heimatvereins bot belegtes Rosinenbrot an, dass morgens im Suderwicker Backhaus gebacken worden war. Für die Backgruppe aus Dinxperlo hatten Theo Messink und seine Frau Weißbrot in ihrem Backhaus in de Heurne gebacken.
Klapsack, Wanderstock & Proviant
Zum Abschluss gab es noch eine Überraschung für Ministerin Scharrenbach: Sie erhielt einen Wanderstock mit in ein rotes Tuch gewickelten besonderen Dinxperwicker Spezialitäten. Außerdem wurde ihr noch ein Exemplar der „Museumsmodule“, von welchen „Dinxperwick“ ein Lehrmodul ist, überreicht. Aber auch Landrat Dr. Zwicker und die beiden Bürgermeister gingen nicht leer aus – auch sie erhielten einen Wanderstock mit Proviantsack: auf Platt heißt das “Knapsack”! Darin enthalten war auch die Fahrradroute „Grenzerlebnisse Dinxperwick“. Der Knapsack war eine Idee von Freek Diersen, der es sich nicht nehmen ließ, bei der Übergabe kurz und bestimmt zu fordern: Weerkomen / Wiederkommen! Wir schließen uns ihm an und ergänzen: Alle Besucherinnen und Besucher sind in Dinxperwick herzlich willkommen / hartelijk welkom!
Fazit
Die Heimatpreis-Verleihung ist ein Höhepunkt im Vereinsleben des Heimatvereins Suderwick und der Bürgerinitiative Dinxperwick, aber auch für „Dinxperwick“, den wir nie vergessen werden. Wir danken allen, die hierzu beigetragen haben.
Weitere Infos und Fotos zum Projekt und über die Preisverleihung:
Pressedienst der Stadt Bocholt (Bruno Wansing): Heimatpreis 2020 für Dinxperwick
Meldung Kreis Borken zur Verleihung des Heimatpreises NRW.
Meldung Bocholter Borkener Volksblatt.
Wir bedanken uns bei Verena Winter, der Webmasterin für www.dinxperwick.info/de/heimatpreis-verleihung-fuer-dinxperwick, dass wir den dort veröffentlichten Text weitestgehend mit kleinen Ergänzungen in diesen Beitrag übernehmen durften.
Wir bedanken uns bei Joop van Reeken (GrenzBlickAtelier) für die tollen Fotos, die erkennen lassen, wie gut gelaunt und begeistert die Preisträger und auch die anwesenden Gäste die Verleihung des Preises feiern. Hier sind sie:
Klick zu vergrößern
Bilder: GrenzBlickAtelier, Joop van Reeken