Heimatverein Suderwick wird 70 Jahre alt

Das Geburtstagskind schenkt der Stadt Bocholt ein „Büdeken“ für den Dorfplatz

Der Vorstand vor dem „Büdeken“ an der Sporker Straße. So wird auch das neue Büdeken auf dem Dorfplatz aussehen. – Foto Melanie Steffens

In diesem Jahr wird der Heimatverein Suderwick 70 Jahre alt. Er wurde am 19. Juli 1951 auf Initiative des damaligen Landrats Renzel und des Oberkreisdirektors Lengert mit dem Ziel gegründet, eine verbindende Brücke zwischen den in 1949 getrennten Ortsteilen Ost und West zu schlagen. So äußerte sich der Oberkreisdirektor auch in der Gründungsversammlung. Ausführlich ging er auch auf die Stellung und weiteren Aufgaben eines Heimatvereines ein. Die Einladung zur Gründungsversammlung und den Bericht des Bocholter Volksblattes hierüber lesen Sie im Anhang.

Was war 1949 geschehen? Suderwick-West wurde, wie auch andere Dörfer an der deutsch-niederländischen Grenze, als eine Wiedergutmachung für erlittene Kriegsschäden unter niederländische Verwaltung gestellt und Dinxperlo zugeschlagen. Betroffen hiervon waren rund 1/3 der Suderwicker Einwohnerinnen und Einwohner. Sie blieben zwar Deutsche, wohnten nun aber in Dinxperlo und wurden wie Niederländer behandelt. Die meisten Suderwicker Geschäfte und Gaststätten wie auch die katholische Kirche mit Friedhof und die katholische Volksschule lagen im abgetrennten Gebiet. Wollten die Menschen in den einen oder anderen Teil des Ortes, mussten sie Schlagbäume passieren und Zollkontrollen hinnehmen. Dieser schwierige und mit Umständen verbundene Zustand dauerte bis zur „Wiedervereinigung“ des Dorfes in 1963.

Eine große Geburtstagsfeier plant der Heimatverein wegen der Corona-Pandemie nicht. Stattdessen wird er Suderwick bzw. der Stadt Bocholt ein besonderes Geschenk machen, das sogar einen Bezug zu seiner Gründung hat.

Sichtbar wurde die Trennung des Dorfes seinerzeit durch einen vom Heelweg um 200 Meter zur evangelischen Kirche verlegten Schlagbaum mit einer Zollsperrbude. Sie wurde auf dem Schulhof der damaligen evangelischen Schule errichtet, der heute als Dorfplatz genutzt wird. Genau dort, wo sie gestanden hat (siehe Foto im Anhang), wird der Heimatverein im Herbst dieses Jahres ein „Informations-Büdeken“ aufstellen lassen, wie es auch schon an den beiden Grenzübergängen West an der Brüggenhütte und Ost an der Sporker Straße steht. Künftig wird somit an allen drei Stellen, wo früher an Zollsperrbuden der Grenzverkehr kontrolliert wurde, ein „Informations-Büdeken“ über die Geschichte der Grenze und das Leben mit diesem Hindernis erzählen. Der Name Büdeken rührt daher, weil früher die lästige Zollsperrbude am östlichen Grenzübergang von vielen Suderwickern so genannt wurde.

Wie das Bocholter Volksblatt im Juli 1951 berichtete, wirkte sich die Abtrennung von Suderwick-West auch auf die Wahl des ersten Vorstandes aus. Man war darauf bedacht, sowohl die Parität zwischen Suderwick Ost- und West, als auch zwischen den Konfessionen zu wahren. Vorsitzender wurde Metzgermeister Johann Krämer, sein Stellvertreter der Gärtnereibesitzer Heinrich Elting. Die Kassengeschäfte übernahm der Sparkassenrendant Alois Jansen, während als Buchhalter Georg August wirken sollte. Die Pastoren und die Lehrerschaft beider Konfessionen fungierten als Beisitzer. Weitere Vorsitzende waren bis heute Theodor Schüürmann und Harro Kemink, der in den 1990-er Jahren zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer Johannes Hoven, der heute Vorsitzender ist, die nach der Wiedervereinigung von Suderwick in 1963 nachlassenden Aktivitäten des Vereins wieder aufleben ließ. Einer ihrer bedeutendsten Projekte war die Anschaffung der Bronzefigurengruppe „Wenn der Zöllner mit dem Schmuggler…“ des Bocholter Bildhauers Jürgen Ebert, die der Verein der Stadt anlässlich des in 1996 eingeweihten Suderwicker Dorfplatzes schenkte. Nun bereichert der Verein anlässlich seines markanten Jubiläums den in diesem Jahr 25 Jahre alt werdenden Dorfplatz wiederum mit einer neuen Sehenswürdigkeit, die er der Stadt Bocholt zum 800-jährigen Stadtjubiläum schenkt. Am Anfang von diesen Bericht sehen Sie wie es aussehen wird.

Finanzieren wird der Verein das Büdeken aus Eigenmitteln und über das Förderprogramm Kleinprojekte (Bundes- und Landesmitteln im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“) in der LEADER-Region Bocholter Aa mit 75 % der ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von rd. 7.000 €. Leider muss der Verein eine größere Kostensteigerung, die in der Zeit zwischen dem Antrag auf eine Förderung und der Bewilligung durch höhere Materialpreise eingetreten ist, allein stemmen. Er geht dabei an seine finanziellen Reserven für ein Projekt, das aber dennoch mit allen Anstrengungen realisiert werden soll. Lioba Galliet, Regionalmanagerin der LEADER-Region Bocholter Aa, betont, dass das Projekt aus Sicht der Region besonders förderungswürdig sei, weil es auf die besondere Suderwicker Ortsgeschichte und Geschichte der Grenze aufmerksam macht und gleichzeitig die Erinnerungskultur stärkt.

Eine der sechs Tafeln des Büdekens zeigt auf einem Plan die Sehenswürdigkeiten, die vor allem in den letzten Jahren an der Grenze entstanden sind. Viele von ihnen wurden durch den Heimatverein Suderwick initiiert oder von ihm mit Unterstützung der Gemeinde Aalten, der Stadt Bocholt, Dinxperloer Vereinen und in den letzten Jahren auch der Bürgerintiative Dinxperwick geschaffen. Der Verein ist somit immer noch, wie bei der Gründung vor 70 Jahren, ein Bindeglied zwischen den Menschen an beiden Seiten der Grenze. Dies wurde u.a. auch noch im letzten Jahr durch die Verleihung der erstmals vergebenen Heimatpreise des Kreises Borken und des Landes NRW und die Auszeichnung als europaaktive Zivilgesellschaft an ihn und die Bürgerinitiative sehr gewürdigt.

Ein großer Schwerpunkt der Arbeit des Heimatvereins ist der Einsatz für Natur und Landschaft. So finden seit etwa 40 Jahren jährlich Pflanzaktionen statt oder werden Anpflanzungen angeregt. Auch wurden mehrere Kleingewässer angelegt. Neben dem Büdeken auf dem Dorfplatz wird der Heimatverein in diesem Jubiläumsjahr noch 2 Informationstafeln zur Geschichte der evangelisch-reformierten Kirche und der Mühle Hübers aufstellen.

Aber auch die Zukunft des Dorfes ist ein großes Thema beim Heimatverein. Die eigene Zukunft des Vereins bereitet den Verantwortlichen leider Sorgen. Man sucht sowohl für den Vorstand und auch die Aktivitätengruppen vor allem noch jüngere Menschen, die bereit sind, dort mitzuarbeiten.

Also: Melden Sie sich gerne, wenn Sie die Zukunft unseres Dorfes mitgestalten wollen. Mehr dazu finden Sie in unserem Flyer.

Einladung und der Bericht des Bocholter Volksblattes zur Gründungsversammlung in 1951

Suderwick 1949

In 1949 wird die Grenze zur evangelischen Kirche verlegt. Wo rechts die Zollsperrbude stand, plant der Heimatverein ein neues Informationsbüdeken