Wanderkapelle macht Station an der Michaelskirche in Suderwick

An der kath. Michaelskirche in Suderwick steht seit dem 21. September 2023 ein Kunstwerk, das sich „Wanderkapelle“ nennt. Seit der Skulptur-Biennale im Kreis Borken in 2005 stand es bereits an verschiedenen Stätten im Münsterland und auch im niederländischen Grenzgebiet. Als der Heimatverein Suderwick vom Kreis Borken gefragt wurde, ob das Kunstwerk vielleicht irgendwo in „Dinxperwick“ aufgestellt werden könnte, sagten wir spontan ja. Sie wird nur eine begrenzte Zeit hier stehen und soll zum Nachdenken anregen.

Anders als herkömmliche Kleindenkmale oder Kapellen im Münsterland
Die mobile Wanderkapelle von Rolf Wicker, Berlin, orientiert sich an der typischen Bauart solcher Kleindenkmale und auch Kapellen im Kreis Borken und im Münsterland. Im Unterschied zur üblichen Kapelle bleibt die Skulptur vollkommen transportabel. Sie stand schon an ungewohnten Orten, an denen Kleindenkmäler üblicherweise nicht angetroffen werden. Der Standort zwischen der Michaelskirche und dem niederländischen Heelweg, nur wenige Meter von Grenze entfernt, ist nicht so ungewöhnlich und ein zum Thema passender Ort. Zum einen wurde er gewählt, weil die Michaelskirche auch aus einer Kapelle entstanden ist. Zum anderen, weil es dort wohl am besten von hoffentlich neugierigen und der zeitgenössischen Kunst gegenüber aufgeschlossenen Betrachtern wahrgenommen wird.

Interpretationsmöglichkeiten gibt es viele
Wegkreuze, Stationsbilder, steinerne Bildstöcke, Wallfahrtskirchen und Kapellen zeichnen das Münsterland als katholischen Landstrich aus. Nicht jedem Auge erschließt sich auf den ersten Blick der Kapellencharakter. Der Titel der Skulptur spielt mit den Interpretationsmöglichkeiten: nicht der Mensch – ob gläubiger oder weltlich-profaner Betrachter – wandert zur Kapelle, sondern die Kapelle ist an sich in Bewegung, kann bewegt werden, an Orten erscheinen und wieder verschwinden. Ist das geschlossene Metallgebilde tatsächlich eine Kapelle? Kein Zeichen deutet den religiösen Zusammenhang an. Ein Ort der Ausschließung, da man sie nur von außen betrachten kann und des Inneren nicht gewahr wird?“ (aus Beschreibungen von Andrea Hoffmann in der Dokumentation über die Skulptur-Biennale).

Vielleicht lädt ja der nicht mögliche Zugang in die Wanderkapelle dazu ein, sich stattdessen in das Innere der ehemaligen Kapelle „Michaelskirche“ zu begeben, um sich dort an der gänzlich anders gestalteten Kunst zu erfreuen und zu besinnen.

Gedankenaustausch, Akzeptanz, Respekt und Toleranz sind besonders an Grenzen wichtig
Finden Menschen das Kunstwerk schön? Muss man Kunstwerke schön finden? „Zeitgenössische Kunst stellt Herausforderungen. Sie will den Dialog und sie will Diskussion“ (Christina Rau, Schirmherrin der Skulptur-Biennale).

In diesem Sinne hoffen wir, dass diese Wanderkapelle auch hier die Menschen von beiden Seiten der Grenze zum Dialog und Austausch von Gedanken und zu Akzeptanz, Respekt und Toleranz gegenüber anderen Ansichten oder anderem Aussehen einlädt.

Heimatverein Suderwick, September 2023