Neuer Picknicktisch am „Strohbarg“ lädt Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer ein
Welchen Zweck erfüllte der Strohbarg in früheren Zeiten?
Am „Strohbarg“ in Suderwick hat der Heimatverein Suderwick in diesem Sommer einen Picknicktisch aufgestellt. Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer sind herzlich eingeladen, sich dort auszuruhen, zu stärken und das schöne Umfeld zu genießen. Gedacht ist er auch für gemütliche Treffen.
Der Strohbarg, der an landwirtschaftliche Nutzbauten in früheren Zeiten erinnert (s. Foto vom ursprünglichen Strohbarg um 1950), war leider schon mehrmals Opfer von Vandalismus. In 2021 wurde er sogar durch eine Brandstiftung völlig zerstört. Vielen Unkenrufen zum Trotz hat der Heimatverein in 2022 einen neuen Barg aufstellen lassen. Man wollte sich nicht davon entmutigen lassen, dass er weiterhin ein Ziel für Zerstörungen werden könnte (s. https://www.heimatvereinsuderwick.de/abgebrannter-suderwicker-strohbarg-wurde-ersetzt/. Hier finden Sie auch seine Geschichte und Fotos von den bisherigen Strohbargen).
Der reetgedeckte pilzförmige Unterstand mit Picknickplatz am Weg Tenbensel 2 inmitten der Natur an der Brücke über den Holtwicker Bach ist ein schöner Anblick und behaglicher Ort geworden, um dort zu verweilen. Er liegt an dem mit einer weißen Raute gekennzeichnetem grenzüberschreitenden Rundwanderweg des Westfälischen Heimatbundes „Auf Spurensuche Nr. 3 – Wanderung durch Bocholt-Suderwick und Dinxperlo im gelderischen Achterhoek“ (s. https://www.whb.nrw/367-download/Wandern/Spurensuche/Wegbeschreibung_Spurensuche%203.pdf und https://www.heimatvereinsuderwick.de/download/SuderwickerWanderouten_022015.pdf). Dort rasten können auch Radfahrer, die sich am deutsch-niederländischen Knotenpunktsystem orientieren und vom Knotenpunkt 54 an der Bocholter Aa zum Knotenpunkt 71 in Suderwick am Hellweg bzw. Dinxperlo am Heelweg oder umgekehrt fahren. Zudem erfreut er viele Menschen aus den beiden Grenzdörfern bei erholsamen Spaziergängen in die Niederungen der Bocholter Aa.
Ein Team aus freiwilligen Helfern des Heimatvereins und Anwohnern des benachbarten Beekweg hält die Anlage in Ordnung. Einige von Ihnen eröffneten nun den neuen Picknicktisch (s. Foto). Finanziert wurde er aus Spenden aufgrund eines traurigen Sterbefalles. Der Heimatverein Suderwick bedankt sich bei allen Spendern.
Neues Holzgestell für Informationen über Wanderwege geplant
Es ist geplant, dass aus den erhaltenen Zuwendungen auch noch das marode gewordene und mittlerweile entfernte Holzgestell erneuert wird, an dem auch künftig Übersichtstafeln über Wanderwege in Suderwick und Dinxperlo informieren. Hierfür hat sich inzwischen ein Hobbyschreiner gefunden, der sich gegen Erstattung der Materialkosten der Sache annehmen wird. Auch hierfür bedankt sich der Heimatverein schon jetzt.
Woher der Name, wozu diente der Strohbarg?
Strohbarge findet man vor allem im benachbarten niederländischen Achterhoek an Bauerhöfen noch sehr oft. Dort nennt man sie meistens „hoiberg“ (Heubarg). Auch im nordwest-deutschem Raum waren sie sehr verbreitet. Dort werden sie „Rutenberg“ genannt. Die Bezeichnung Rutenberg setzt sich zusammen aus den Ausdrücken „Rute“ und „Berg“. Rute verweist auf die Holzpfähle, die das Grundgerüst bilden. Berg leitet sich von Barg ab, einem niederdeutschen Wort für bergen, lagern. Daher der Name. Wird der Barg – wie in Suderwick – von nur einem Holzpfahl getragen, spricht man von einem einrutigen Barg. Es gibt auch rechteckige zwei- oder vierrutige Barge.
Unter ihrem höhenverstellbaren Dach wurde früher das gemähte Getreide geschützt und trocken gelagert, bis die Dreschmaschine anrückte und das Korn vom Stroh trennte. Danach wurde dort das Stroh oder auch Heu weiterhin gelagert, bis es als Tierfutter oder Stalleinstreu verwendet wurde.
Anfang der 1950er Jahre hat der damals am heutigen Beekweg wohnende Bauer Klaassen den Strohbarg von der niederländischen Schreinerei Klaassen aus Dinxperlo bauen lassen. Sein Bauernhof befand sich in Suderwick-West, welches in 1949 als Ausgleich für erlittene Kriegsschäden unter niederländische Verwaltung gestellt worden war und zu den Niederlanden gehörte. Seine Ländereien und Wiesen befanden sich im deutsch verbliebenen Teil von Suderwick auf der anderen Seite des Holtwicker Baches, der dort bis zur Wiedervereinigung von Suderwick in 1963 die Grenze bildete. Jedes Mal, wenn er für die Bewirtschaftung seiner Äcker oder zum Melken der Kühe die Grenze überqueren musste, war er strengen Zollformalitäten und -kontrollen ausgesetzt. Diesen konnte er teilweise entgehen, in dem er seine Ernten oder Maschinen unter dem Strohbarg lagerte, der ja in Deutschland stand.
Beitrag Johannes Hoven, August 2025