„Aa-Fähre Dinxperwick“ (Aa-trekkpontje)

– den Grenzfluss „Bocholter Aa“ mit einer Selbstbedienungsfähre überqueren von Deutschland in die Niederlande und anders herum

Das Bocholter-Borkener Volksblatt hat am 7.10.2017 berichtet, dass der Rat über die Aa-Fähre beraten soll. Da der Heimatverein Suderwick die Idee für eine Selbstbedienungs-Fähre eingebracht hat und sich auch weiterhin hierfür einsetzt, hier nähere Informationen hierzu.

Zur Idee „Aa-Fähre“
Schon seit 2014 besteht die Idee, an der Bocholter Aa in Höhe des Übertritts in die Nieder-lande am Vierknotenpunkt der Orte Bocholt-Suderwick (D), Aalten-Dinxperlo (NL), Isselburg-Anholt (D) und Oude IJsselstreek Gendringen (NL) in Höhe des Restaurants „Brüggenhütte“ für Wanderer und Radfahrer eine „Selbstbedienungsfähre“ über den Grenzfluss zu installieren und zu betreiben. Die Idee entstand beim Heimatverein Suderwick und findet eine positive Resonanz. Insbesondere die Touristikunternehmen der umliegenden Gemeinden sind begeistert. Die „Aa-Fähre“ wäre ein herausragendes Projekt und besonders reizvoll, weil sie Tourismus, Flusserleben, Landschaft, Kultur und Geschichte verbindet. Sie wäre auch ein hervorragendes Bindeglied zwischen den Regionen Bocholter Aa im Westmünsterland auf der deutschen und der Region Oude IJssel in Gelderland auf der niederländischen Seite zwischen Velen und Doesburg. So argumentiert der Heimatverein.

Was ist eine „Selbstbedienungsfähre“
Die Idee stammt aus vielen Beispielen aus den Niederlanden und dem Rheinland (z.B. an der Niers und an der Lippe). Die Bedienung ist denkbar einfach. Nach Betreten der Fähre wird diese durch das Betätigen eines Kurbelrades oder Ziehen an einem Seil über den Fluss bewegt. Das Heranholen der Fähre an das jeweilige Ufer funktioniert in gleicher Weise über die dort angebrachten Kurbelräder oder Seile. Besonders reizvoll und anziehend ist diese Art der Beförderung für Familien, die mit Kindern unterwegs sind. Man könnte auch über eine Art großes „Tretboot“ nachdenken. Es gibt sogar schon Fähren, die mit Sonnenkollektoren ange-trieben werden.

Anstatt über die Aa wurde bei Rekken eine Fußfähre über die Berkel gebaut.

Warum eine „Aa-Fähre“?
Die „Aa-Fähre“ wäre ein herausragendes Projekt. Sie würde die Grenzregion noch erlebnis-reicher machen. An dem angedachten Standort berühren sich Deutschland und die Nieder-lande. Er ist touristisch bereits jetzt ein Anziehungspunkt. Der grenzüberschreitende Touris-mus lässt sich hier aber noch weiter ausbauen. Einige Ideen hierzu bestehen schon.

Die vorgesehene Stelle ist der „Knotenpunkt“ der Regionen Bocholter Aa und Oude IJssel zwischen Velen und Doesburg. An dieser markanten Stelle führen regional bedeutsame Fahrrad- und Wanderrouten vorbei, die gut beworben und angenommen werden. So zum Beispiel:

  • die überregionalen Radfahrrouten „Achterhoek und Westmünsterland“, die ca. 260 km entlang der Flüsse „Bocholter Aa“, „Berkel“, „Slinge“ und Oude IJssel“ führen;
  • der „Radweg Bocholter Aa“ von Velen nach Isselburg;
  • die TOP-Route (Toeristisch Overstap Punt-Route) mit Verbindungen zu weiteren reizvol-len Routen;
  • der überregionale Wanderweg X 4 des Westfälischen Heimatbundes, der von Anholt über Münster nach Halle in Westfalen führt;
  • die örtliche deutsch-niederländische Wanderroute „GrenzenLos“, auf der die außerge-wöhnliche Geschichte der Grenzdörfer Dinxperlo und Suderwick erfahrbar ist;
  • An dieser Stelle befindet sich auch ein Kanuanlegeplatz.

Von großem Vorteil ist, dass sich in unmittelbarer Nähe ein Hotel/Restaurant („Brüggenhütte“) befindet, dass sich insbesondere auf Radfahrer eingestellt hat.

Bisher verlassen Ausflügler, die über den Radweg auf der südlichen deutschen Seite der Bocholter Aa in Richtung Doesburg oder Velen fahren oder wandern, nicht ohne weiteres den Fluss, um über die in der Nähe bestehende Brücke einen Abstecher nach Dinxperlo oder Suderwick zu machen. Eine Fähre hingegen würde auf besondere Art darauf neugierig machen, was die andere Seite denn wohl interessantes zu bieten hat. Sie würde dazu ani-mieren, hier auf spektakuläre Art zu Wasser auf die niederländische Seite zu wechseln. Wie funktioniert das und fühlt sich das an? Das wird man sich fragen und ausprobieren wollen. Es bietet sich an nach dem Abenteuer „Einmal Niederlande und zurück“ über das Wasser weiter am Fluss entlang zu fahren. Man kann aber auch nach der Flussüberquerung zu Lande den Weg durch Suderwick und Dinxperlo fortsetzen. Dort warten spannende „Grenzerlebnisse“ wie Grenzbüdekes, bronzene Zöllner oder Schmuggler, ein Grenslandmuseum und einige andere Projekte, die informativ und sehenswert sind. Erleben kann man auch, wie es sich in einem „Versuchsgarten Europas“ lebt. Auch kann man sich die Provianttasche mit typisch deutschen oder niederländischen Leckereien auffrischen oder in deutsche oder nie-derländische Restaurants oder Cafés einkehren. Kurzum: Eine „Aa-Fähre“ würde noch mehr Ausflügler nach Dinxperlo und Suderwick locken.

Ein erster Anlauf scheiterte. „LEADER“ eröffnet neue Möglichkeiten.
Die Idee des Heimatvereins wurde von der Gemeinde Aalten positiv aufgegriffen. Die Stich-ting Achterhoektourisme sagte hierfür bereits eine Förderung in Höhe von 50.000 € zu. Mit diesem Geld hätte die Fähre gebaut und in Betrieb genommen werden können. Die Bereit-stellung dieser Mittel macht deutlich, dass auf der niederl. Seite diese Idee sehr positiv auf-genommen wurde. Voraussetzung für die Förderung war aber, dass das Projekt hätte bis Ende 2015 in Betrieb genommen werden müssen. Als sich absehen ließ, dass das aufgrund der noch zu klärenden komplizierten deutschen und niederländischen wasserrechtlichen Vo-raussetzungen hierfür nicht zu realisieren war, wurde mit diesem Geld bei Rekken (NL) eine Selbstbedienungsfähre für Wanderer über die Berkel gebaut. Eine Chance für die hiesige Region wurde somit leider bereits vertan.

Inzwischen sind sowohl die Regionen Bocholter Aa auf der deutschen und Achterhoek auf der niederländischen Seite sogenannte LEADER-Region geworden. LEADER ist ein europä-isches Förderprogramm zur Stärkung des ländlichen Raumes und lässt Zuschüsse bis zu 65 % erwarten. Der Heimatverein Suderwick hat vorgeschlagen, dass die LEADER-Koordinatoren der Gemeinden Bocholt, Isselburg, Aalten und auch Oude IJsselstreek sowie die „Touristiker“ dieser Gemeinden mit Unterstützung des Managements für die LEADER-Regionen nach Wegen suchen, wie die Aa-Fähre als grenzüberschreitende Projekt gemein-sam realisiert werden könnte. Die Idee hat somit weiterhin eine realistische Chance, verwirk-licht zu werden. Man muss sie nur nutzen wollen. Allerdings ist hierfür noch zu klären, ob die Fähre wasserrechtlich genehmigt würde, wer ggf. hierfür Projektträger wird und von wem die Fähre unterhalten und betrieben würde. Die „Touristiker“ innerhalb der LEADER-Region Bocholter Aa würden jedenfalls eine Aa-Fähre sehr begrüßen. Die Idee wurde sogar für so gut befunden, dass sie schon im Rahmen der Bewerbung beim Land NRW als LEADER-Region als Projektidee mit ins Feld geführt wurde.

Vom Internationalen Beratungsausschuss der Stadt Bocholt und der Gemeinde Aalten wurde dieser Vorschlag in seiner Sitzung am 26.10.2016 ebenfalls sehr begrüßt. Die Verwaltungen wurden aufgefordert, sich hiermit zu beschäftigen. Das wurde auch in der letzten Sitzung am 5.10.2017 noch einmal deutlich bekräftigt. Auch der Rat der Stadt Bocholt soll sich nun mit diesem Thema befassen. Als nächster Schritt soll von Fachleuten abschließend geklärt wer-den, ob an der vorgesehenen Stelle eine Fähre technisch und rechtlich möglich ist. Sollte das der Fall sein, muss ein Projektträger gefunden oder gebildet werden. Danach könnten Fördermittel beantragt werden. Dass sie für dies Projekt fließen, davon kann man ausgehen. Es würde in hohem Maße viele Kriterien für eine Förderung aus LEADER-Mitteln in Höhe von 65 % erfüllen.

Nach Meinung des Heimatvereins Suderwick und auch anderer Befürworter bietet sich für die Einrichtung und den Betrieb eine grenzüberschreitende Vereinbarung zwischen den an der Aa gelegenen Gemeinden, anderen öffentlichen oder privaten Trägern und Vereinen oder Stiftungen an. Die relativ geringe Belastung für die Zukunft würde sich dann auf mehreren Schultern verteilen.

Der Heimatverein Suderwick ist überzeugt, dass eine Aa-Fähre „Dinxperwick“ und auch die Regionen Bocholter Aa und Oude IJssel sehr gut schmücken und noch attraktiver machen würde. „Auf zu neuen Ufern“ an der Bocholter Aa und am Aa-Strang mit einer „Aa-Fähre“!

Stand Oktober 2017

Foto: ADFC NRW

Ortstafeln „Dinxperwick“ an Ortseingängen von Dinxperlo und Suderwick

In Europa einmalig: Ein Ortsschild, das zwei Orte UND zwei Länder sichtbar verbindet!

Bocholt-Suderwick: Wer Suderwick oder Dinxperlo demnächst besucht wird an den Zugangsstraßen „Sporker Straße“ und „Anholtse Weg“ – auf der deutschen Seite als Brückendeich bezeichnet – auf Ortstafeln treffen, die ungewöhnlich sind und erst einmal verwirren. Sie weisen auf einen Ort „Dinxperwick“ hin, den es eigentlich nicht gibt. Er ist auf keiner Landkarte eingetragen. Die eine Hälfte der Tafel ist im niederländischen Verkehrsblau mit weißer Schrift gehalten, die andere im deutschen Verkehrsgelb mit schwarzer Schrift. Ermöglicht wurde sie durch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit des Heimatvereins Suderwick, der Stichting Bewaar´t Olde Dinxperlo, der Bürgerinitiative Dinxperwick und dem GrenzBlickAtelier.

Schon seit Jahren fand es der Heimatverein Suderwick schade, dass an der Zugangsstraße vom Grenzübergang West (Brüggenhütte) und der Umgehungsstraße von Dinxperlo aus kommend zwar ein Ortschild für das zu den Niederlanden gehörende Dinxperlo steht, aber nichts darauf hinweist, dass auch dort schon an der rechten Straßenseite das deutsche Suderwick beginnt. Der Grund hierfür ist, dass Ortseingangsschilder verkehrsrechtliche Auswirkungen haben. So kann nur ein niederländisches Ortsschild „Dinxperlo“ rechtsverbindlich regeln, dass man sich dort in einer geschlossenen Ortschaft befindet und höchsten 50 Km je Stunde gefahren werden darf. Nicht informierte Besucher wissen somit nicht, dass rechts der Straße Suderwicker wohnen. Gerade dieser Umstand an der kurios verlaufenden Landesgrenze ist aber das, was eine Art Markenzeichen für die beiden Grenzdörfer Dinxperlo und Suderwick ist und viel Aufmerksamkeit bewirkt.

Ebenfalls schon seit Jahren macht sich der Heimatverein Suderwick Gedanken, wie man das durch eine Hinweistafel auf der deutschen Seite der Grenze ändern könnte. Man hatte schon daran gedacht eine Art Schüler- oder Künstlerwettbewerb zu starten, um hier etwas Schönes und Aussagekräftiges zeigen zu können, was auf die besondere Grenzsituation neugierig macht. Diese Idee war zwar da, wurde aber noch nicht umgesetzt.

Nun kam dem Verein zugute, dass der Fotograf/Designer und Mitinhaber des GrenzBlickAteliers in Suderwick Joop van Reeken ein Logo für die Bürgerinitiative Dinxperwick designte, das der Heimatverein als sofort realisierbares Ortsschild erkannte und fortan anstrebte. Es macht einerseits auf die Geschichte der Grenze aufmerksam, andererseits weist es auf die Chancen hin, die sich heute ergeben, lebt man unter einem europäischen Dach gut zusammen.

Der Name „Dinxperwick“ in diesem symbolischen Zeichen wird in Suderwick und Dinxperlo schon seit Jahren bei vielen Gelegenheiten benutzt. Diese Wortspielerei steht für das Zusammengehörigkeitsgefühl und das gute Verständnis zwischen Institutionen, Vereinen und Einwohnern von Dinxperlo auf der niederländischen und Suderwick auf der deutschen Seite. Unter diesem Namen hat die binationale Bürgerinitiative Dinxperwick eine drohende Auskiesung in Suderwick verhindert und sind weitere gemeinschaftliche grenzüberschreitende Projekte geplant, wie z.B. ein gemeinschaftlicher Internetauftritt für Dinxperwick (das BBV berichtete). Auch hierfür soll das Logo von van Reeken verwendet werden.

Um den in Dinxperwick stark gelebten europäischen Gedanken herauszustellen, entstand die Idee, dem Ortsschild den Untertitel „Grenzeloos Europa Grenzenlos“ hinzuzufügen. Die Idee hierfür hatte die Wienerin Verena Winter van Reeken, Leiterin des GrenzBlickAteliers, die Suderwick ganz bewusst als europäischen Wohnort ausgesucht hat. Das GrenzBlickAtelier ist immer für Impulse für ein europäisches Dorf bereit – ein Dorf, das man visionär tatsächlich Dinxperwick nennen könnte.

Es ist ein reiner Zufall, dass das Ortschild aus Termingründen nun am Tag der Deutschen Einheit aufgestellt wurde. Alle am Dinxperwick-Ortschild Beteiligten erhoffen sich jedenfalls durch die beiden Ortsschilder eine noch stärkere Einheit auch der niederländischen und deutschen Gemeinde und ein gutes Miteinander auf beiden Seiten der Grenze zwischen Dinxperlo und Suderwick, kurz gesagt: in „Dinxperwick“.

Das neue Ortsschild am Brückendeich – Von links nach rechts: Freek Diersen, die Vorsitzenden Johannes Hoven (Heimatverein Suderwick), Werner Brand (BI Dinxperwick), Bertie Bussink (Stichting Bewaar´t Olde Dinxperlo) und Joop van Reeken (Foto: Verena Winter van Reeken).

Das neue Ortsschild an der Sporker Straße – Von links nach rechts: In der hinteren Reihe die Vorsitzenden Werner Brand (BI Dinxperwick), Bertie Bussink (Stichting Bewaar´t Olde Dinxperlo), Johannes Hoven (Heimatverein Suderwick) und Bernd Brzinzky. In der vorderen Reihe Joop van Reeken und Freek Diersen (Foto: Verena Winter van Reeken).